1. Was sollte ich bei einer Anfrage berücksichtigen?
Nutzung der PV-Anlage
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Verwendungszwecke:
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Haushaltsstrom, (zukünftige) Heizungsunterstützung (z. B. Wärmepumpe, Heizstab)
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E-Auto, Klimaanlage, Sauna, Schwimmbad, Teichpumpe, elektrische Strahlungsheizkörper
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Erhöhter Verbrauch (z. B. durch Familienzuwachs oder Homeoffice)
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Ersatz bei Stromausfall
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Langfristige Planung:
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Verbrauchsangaben sollten typisch für die nächsten 20–30 Jahre sein, da sie die Größe der PV-Anlage bestimmen.
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Zielsetzungen
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Autarkie vs. Eigenverbrauch:
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Hohe Autarkie oder hoher Eigenverbrauch bei möglichst geringen Kosten?
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Einzelpreise der Komponenten anfragen, um eine bessere Vergleichbarkeit zu ermöglichen.
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Modulwahl
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Modultypen:
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Glas-Glas: Langlebiger, bifaziale Nutzung
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Glas-Folie: Kostengünstiger
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Technische Details:
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Glas-Folie: mind. 3,2 mm
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Glas-Glas: mind. 2 × 2 mm
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Mindestglasdicke:
Verschattung und Zusatzkomponenten
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Verschattung:
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Bei Bäumen, hohen Nebengebäuden oder Gauben: Verschattungsanalyse anfragen (oft wird nur pauschal geschätzt)
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Verschattungslösungen:
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Mögliche Maßnahmen: Software, Leistungsoptimierer, Modulwechselrichter
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Notstrom bzw. Ersatzstromfähigkeit:
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Was ist gewünscht? Welche Anpassungen müssen vorgenommen werden?
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Erweiterbarkeit:
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Auf die Erweiterbarkeit der Modulfelder, Wechselrichter und Batteriespeicher achten.
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Dokumentation
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Garantierelevante Unterlagen:
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Lieferscheine, Flashlisten (Module), VDE-Abnahme-/Prüfergebnisse etc.
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Dachbelegungsplan:
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Mit tatsächlichen Haus- und Dachmaßen sowie Dachneigungen (nicht nur per Google Maps schätzen).
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2. Darauf achte ich beim Angebot / Auftrag
Angebotsinhalte und Modultechnologie
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Modultechnologie:
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Achten auf „Half-Cut“-Zellen (reduzierte Modultemperatur, höherer Wirkungsgrad – wird heute fast ausschließlich angeboten).
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Unterscheidung zwischen:
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N-Type: Höhere Wirkungsgrade, längere Lebensdauer, geringere Degradation (etwas teurer)
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P-Type/PERC: Ältere Generation
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HJT: Vereint Vorteile von N- und P-Type, noch höhere Wirkungsgrade und geringere Degradation
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Leistungsvergleich:
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Auf vollständige und eindeutige Beschreibung sowie Auflistung der gelieferten Komponenten und Leistungen achten.
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Kleingedrucktes:
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Ausschlüsse genau prüfen (z. B. Begrenzungen beim Gerüstbau, Kernbohrungen etc.).
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Zusätzliche Kosten und technische Abstimmungen
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Versteckte Zusatzkosten:
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Zusätzliche Planungskosten, Anfahrtskosten, Kosten für längere Kabellängen, Schaltschrankarbeiten etc.
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Gerüstbau:
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Einschränkungen des Anbieters beachten.
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Kabellängen und -querschnitte:
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Aufeinander abstimmen (lange, dünne Kabel können zu Leistungsverlusten führen).
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Wechselrichter-Auslegung:
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Wechselrichter nicht zu groß dimensionieren – in der Regel reichen 90% (bei West-Ost-Dachausrichtung ggf. 75–80% der maximalen PV-Leistung).
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Batterieauslegung und Wirtschaftlichkeitsberechnung
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Batteriegröße:
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Beispiel: Für 15 Stunden Dunkelheit (15 h x 300 W/h = 4,5 kWh) sollte die Batterie im Arbeitsbereich mindestens ca. 5 kWh plus Reserve (10% und Degradation) haben. Empfehlung: ca. 7 kWh Brutto-Batteriekapazität.
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Wirtschaftlichkeitsberechnung:
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Realistische Abschätzung des tatsächlichen bzw. zukünftigen Strombedarfs und der Preissteigerungen (z. B. 3% pro Jahr).
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Berücksichtigung spezifischer Bedarfe:
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E-Auto: ca. 50–60% des Bedarfs über die PV-Anlage (z. B. 1.000 kWh bei 10.000 km/Jahr)
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Wärmepumpe: ca. 30% des Bedarfs (z. B. 2.000 kWh/Jahr)
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Allgemeine Rückstellungen:
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Rückstellungen für Ersatzteile, Wartungen und Reinigungen (oft zu hoch geschätzt, ca. 1,5% pro Jahr).
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Auftragserteilung und Zahlungsbedingungen
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Auftragserteilung:
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Formulierung, dass alle Lieferungen und Leistungen im Pauschalpreis abgegolten sind – Nachträge bedürfen der schriftlichen Zustimmung beider Parteien.
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Auftragsbestätigung (AB):
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Basis des Auftrags (Angebotsnummer, Datum, relevante Mails und Zusatzvereinbarungen klar aufführen).
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Schriftliche Dokumentation:
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Alle Positionen und mündlichen Abreden schriftlich bestätigen lassen.
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Zahlungstermine:
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Konkrete Termine vereinbaren.
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Typische Zahlungsmodalitäten:
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10–20% Anzahlung
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20–30% nach Anlieferung aller Komponenten
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20–30% nach DC-Montage
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10–20% nach AC-Installation und Abnahme
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10% nach Vorliegen aller Dokumente (Prüfprotokolle, Inbetriebnahmebescheinigung, Abnahmeprotokoll)
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Kommerzielle Inhalte
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Bei Start-Up-Firmen (< 5 Jahre am Markt):
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Eine Anzahlungsbürgschaft von einer Bank oder Versicherung fordern – gültig bis 1 Monat nach Montageende. Herausgabe der Originalurkunde verlangen, um im Streit- oder Insolvenzfall abgesichert zu sein.
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3. Ausführung, Statik, Betriebs- und Sicherheits-Grenzen
Modulauslegung und Statik
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Module:
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Immer die neueste Generation verwenden. (Stand 04/2024: Standardleistung ca. 430–440 Wp)
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Vorteile neuerer Module (N-Type/TOPCon, HJT) hinsichtlich Wirkungsgrad und Langzeitbeständigkeit.
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Glas-Folie vs. Glas-Glas:
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Glas-Folie-Module sind günstiger, aber weniger belastbar und nicht bifazial.
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Glas-Glas-Module ermöglichen bifaziale Erträge.
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Witterungsbedingungen
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Hagel, Wind und Schnee:
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Module sollten hinsichtlich Hagelkorn-Durchmesser (25–35 mm bei günstigeren, 45–50 mm bei höherwertigen Modulen) und Belastungen geprüft werden.
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Gerüstbau und Montage
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Aufstellung:
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Gerüste müssen von einem zugelassenen Fachbetrieb errichtet werden.
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Ein vor Ort angebrachtes und unterschriebenes Gerüstprotokoll ist erforderlich.
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Absturzsicherung:
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Bei Höhen >3 m bzw. <1 m zur Dachkante muss auf ausreichende Absturzsicherungen geachtet werden.
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Weitere Montagehinweise:
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Berücksichtigung von Schneefanggittern, Dachhaken, Schrauben (unter Einhaltung der Herstellervorgaben) und ergänzenden Maßnahmen (z. B. Laststützen bei Ersatz-Blechziegeln).
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Wechselrichter und elektrische Komponenten
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Wechselrichter:
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Auf geringe Startspannung achten, damit auch bei wenigen Modulen ausreichend Spannung erreicht wird.
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Maximal zulässige Modulspannung (1000 V) und MPP-Spannung (ca. 850 V) beachten.
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MPP (Maximum Power Point):
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Optimierung zur Ermittlung der optimalen Leistungskurve.
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Kabel und Verkabelung:
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Querschnitt und Länge der Kabel (mindestens 6 mm² für DC-Kabel) müssen abgestimmt werden.
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Erstellung eines Verkabelungsplans, der Längen, Querschnitte und Verbindungen dokumentiert.
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Nachkontrolle:
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Widerstandsmessung nach der Elektroinstallation zur Kontrolle fehlerfreier Verlegung und dokumentierten VDE-Prüfungen.
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Systemstatik der Unterkonstruktion
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Dokumentation:
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Vor Montage sollte die Systemstatik (inklusive der verwendeten Gestellschienen, Schrauben, Dachhaken und deren Befestigung) durch den Auftraggeber geprüft werden.
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Zusätzliche Schrauben:
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Insbesondere bei steileren Dächern: Schräg angebrachte Schrauben (z. B. im Winkel von 60°) können erforderlich sein, um Hangabtriebskräfte abzufangen.
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Module (zusätzliche Hinweise)
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Flashliste:
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Für jedes Modul muss eine Flashliste mit Seriennummer, Leistungsnachweis, Chargennummer und Artikelbezeichnung vorliegen. Diese Dokumentation sichert die spätere Inanspruchnahme von Leistungsgarantien.
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CE-Konformität und VDE-Dokumentation:
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Wichtige Dokumente für die Betriebssicherheit und Garantiefälle.
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4. Worauf muss ich bei der Enddokumentation achten?
Batteriespeicher und Zertifikate
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Batteriespeicher:
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Müssen eine VDE AR-N 4105-Bescheinigung besitzen.
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Garantiebedingungen:
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Einige Hersteller garantieren 10 Jahre, jedoch nur mit 60% der ursprünglichen Kapazität. Seriöse Hersteller sichern eine Restkapazität von >80% nach 10 Jahren oder 6.000–10.000 volle Lastwechsel (z. B. bei einer 10-kWh-Batterie ca. 60–100 MWh).
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Abnahmeprotokoll
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Vor und nach der offiziellen Abnahme:
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Vor der Abnahme muss der Solateur/Hersteller nachweisen, dass eventuelle Mängel nicht von ihm zu verantworten sind.
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Nach der Abnahme obliegt der Beweislastumkehr: Der Auftraggeber muss nachweisen, dass ein Mangel vom Solateur/Hersteller zu vertreten ist.
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Dokumentation:
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Alle sichtbaren und vermuteten Mängel müssen im Abnahmeprotokoll aufgeführt werden. Das Protokoll muss zeitnah nach Fertigmeldung und Inbetriebnahme sowie von beiden Vertragsparteien (Name, Datum, Unterschrift) abgezeichnet werden.
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Wichtigkeit:
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Ohne ein vollständiges Abnahmeprotokoll ist es deutlich schwieriger, nachträglich Mängel geltend zu machen.
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