- Wie viel Dachfläche kann sinnvoll genutzt werden?
- Ist ein Speicher wirklich notwendig?
- Wie sieht die Wirtschaftlichkeitsberechnung aus?
- Welche Zahlungsbedingungen gelten?
- Wie setzen sich die Preise zusammen?
- Ist alles im Angebot enthalten?
- Ist Ihr Zählerschrank auf dem neuesten Stand?
- Wie verlaufen die Kabelwege?
- Wann kann die Anlage installiert werden?
- Sind Leistungsoptimierer notwendig?
- Wie hoch ist der zu erwartende Ertrag?
- Gibt es Alternativen zu Standard-Montagematerialien?
- Wie sind die Bewertungen und gibt es Referenzen?
- Ist der Anbieter langfristig zuverlässig?
- Wie genau wird das Aufmaß durchgeführt?
Der Kauf einer Photovoltaikanlage ist eine langfristige Investition, die gut durchdacht sein sollte. Um Fallstricke zu vermeiden und ein wirtschaftlich sinnvolles Angebot zu erhalten, sollten Sie Ihrem Anbieter gezielt die richtigen Fragen stellen. Hier sind die 15 wichtigsten Punkte, die Ihnen helfen, eine fundierte Entscheidung zu treffen.
1. Wie viel Dachfläche kann sinnvoll genutzt werden?
Viele Anbieter planen konservativ, doch in der Regel gilt: Nutzen Sie so viel Dachfläche wie möglich. Dank der gesunkenen Modulpreise können auch Nordwest- oder Norddächer wirtschaftlich sinnvoll sein. Beachten Sie dabei, dass moderne Hochleistungsmodule mit bis zu 420 Watt pro Panel auch bei suboptimaler Ausrichtung noch beachtliche Erträge liefern können. Eine detaillierte Verschattungsanalyse kann Aufschluss darüber geben, welche Dachbereiche tatsächlich rentabel bestückt werden können.
2. Ist ein Speicher wirklich notwendig?
Speicher können teuer sein, und oft werden überdimensionierte Modelle empfohlen. Eine Faustregel: Pro 1.000 kWh Jahresverbrauch sollte der Speicher maximal 1 kWh Speicherkapazität haben. Ein zu großer Speicher kann sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit auswirken.
Berücksichtigen Sie auch die Zyklusfestigkeit und Garantiebedingungen des Speichers, da diese maßgeblich die Lebensdauer und somit den Return on Investment beeinflussen. Moderne Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LiFePo4) bieten etwa eine höhere Zyklenzahl als herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus und können daher langfristig die wirtschaftlichere Wahl sein.
3. Wie sieht die Wirtschaftlichkeitsberechnung aus?
Lassen Sie sich eine detaillierte Berechnung vorlegen – und prüfen Sie diese selbst. Oftmals sind die Kalkulationen der Anbieter optimistisch angesetzt. Berechnen Sie den internen Zinsfuß (IRR), um die Rentabilität der Anlage realistisch einzuschätzen. Achten Sie besonders auf die angesetzten Parameter wie Strompreissteigerung, Degradation der Module und Eigenverbrauchsquote. Realistische Werte liegen bei einer jährlichen Strompreissteigerung von 3 bis 4 %, einer Moduldegradation von 0,5 % pro Jahr und einer Eigenverbrauchsquote von 30 bis 40 % ohne Speicher bzw. 60-70 % mit Speicher.
4. Welche Zahlungsbedingungen gelten?
Manche Anbieter verlangen eine hohe Anzahlung – in Zeiten häufiger Insolvenzen ist Vorsicht geboten. Zahlen Sie möglichst wenig im Voraus. Eine symbolische Anzahlung kann sinnvoll sein, aber vermeiden Sie große Summen vor der Montage. Idealerweise sollte ein Zahlungsplan vereinbart werden, der größere Teilzahlungen erst nach messbaren Fortschritten wie Materiallieferung oder abgeschlossener Installation vorsieht.
Eine Bankbürgschaft oder Gewährleistungsversicherung des Anbieters können zusätzlichen Schutz bieten, falls das Unternehmen während der Projektlaufzeit in finanzielle Schwierigkeiten gerät.
5. Wie setzen sich die Preise zusammen?
Fragen Sie nach Einzelpreisen für Module, Wechselrichter, Speicher und Montage. Viele Anbieter kalkulieren hohe Margen, insbesondere bei den Modulen. Recherchieren Sie die Marktpreise online, um eine bessere Vergleichsbasis zu haben. Aktuelle Richtwerte für qualitativ hochwertige Komponenten liegen bei etwa 0,40-0,60 €/Wp für Module, 0,15-0,25 €/Wp für Wechselrichter und 800-1.000 €/kWh für Speicher. Die Montagekosten sollten je nach Komplexität des Daches zwischen 300 und 500 € pro kWp betragen – deutlich höhere Ansätze sind kritisch zu hinterfragen.
6. Ist alles im Angebot enthalten?
Manche Angebote wirken günstig, weil wesentliche Posten fehlen. Fragen Sie konkret nach: Sind Gerüst, Anmeldung beim Netzbetreiber und Inbetriebnahme im Preis inbegriffen? Gibt es versteckte Kosten?
Besonders häufig werden Zusatzkosten für den digitalen Netzanschluss, die Erstellung des Prüfprotokolls oder die Einrichtung eines Smart Meters nicht transparent kommuniziert.
Achten Sie auch auf mögliche Aufpreise bei erschwerten Montagesituationen wie steilen Dächern über 45 Grad oder wenn zusätzliche Elektroarbeiten wie die Nachrüstung eines FI-Schalters notwendig werden.
7. Ist Ihr Zählerschrank auf dem neuesten Stand?
Ein veralteter Zählerschrank kann zusätzliche Kosten verursachen. Lassen Sie ihn vorab von einem unabhängigen Elektriker überprüfen, um Überraschungen zu vermeiden. Besonders bei Häusern, die vor 2010 gebaut wurden, entspricht der Zählerschrank oft nicht mehr den aktuellen TAB-Vorschriften (Technische Anschlussbedingungen) der Netzbetreiber.
Eine Zählerschrankerneuerung kann mit 1.500 bis 2.500 Euro zu Buche schlagen – ein erheblicher Kostenfaktor, der unbedingt vor Vertragsabschluss geklärt werden sollte.
8. Wie verlaufen die Kabelwege?
Planen Sie im Vorfeld die Leitungswege und prüfen Sie, ob Sie hier Eigenleistungen einbringen können. So lassen sich oft Kosten sparen. Die optimale Kabelführung minimiert nicht nur den Materialaufwand, sondern reduziert auch elektrische Verluste durch kürzere Leitungswege. Beachten Sie dabei, dass DC-Kabel (vom Dach zum Wechselrichter) besonders sorgfältig und nach VDE-Vorschriften zu verlegen sind, während die AC-seitige Installation (vom Wechselrichter zum Zähler) mit herkömmlichen NYM-Kabeln realisiert werden kann.
9. Wann kann die Anlage installiert werden?
Klären Sie frühzeitig, wann die Montage erfolgen soll und ob der Zeitrahmen realistisch ist. Es gibt Anbieter, die innerhalb von 5 Tagen installieren, während einige 3 bis 4 Monate Lieferzeit haben. Werden Sie hellhörig, wenn Sie dann auch noch eine Anzahlung bezahlen sollen.
Lassen Sie sich den konkreten Installationstermin schriftlich bestätigen und vereinbaren Sie eine Vertragsklausel mit Konventionalstrafen bei deutlicher Überschreitung der zugesagten Lieferzeit. Seriosität zeigt sich auch daran, dass der Anbieter alle einzelnen Projektphasen – von der Bestellung der Komponenten über die Netzanmeldung bis zur finalen Abnahme – transparent kommuniziert und realistisch terminiert.
10. Sind Leistungsoptimierer notwendig?
Viele Anbieter empfehlen Optimierer wie Solaredge oder Tigo – doch diese sind nur bei stark verschatteten Dächern sinnvoll. Nutzen Sie Tools wie PVGIS oder PV*SOL, um den Ertrag Ihrer Dachfläche ohne Optimierer zu berechnen. Moderne String-Wechselrichter mit mehreren MPP-Trackern bieten bereits eine hervorragende Verschattungstoleranz zu deutlich geringeren Kosten.
Leistungsoptimierer erhöhen zudem die Komplexität der Anlage und stellen potenzielle Ausfallquellen dar, die die Gesamtzuverlässigkeit des Systems beeinträchtigen können. Fragen Sie kritisch nach, welchen konkreten Mehrertrag der Anbieter mit Optimierern im Vergleich zur konventionellen Lösung garantiert.
11. Wie hoch ist der zu erwartende Ertrag?
Mit PVGIS können Sie schnell herausfinden, wie viel Strom Ihre Anlage unter realen Bedingungen produziert. Fragen Sie den Anbieter, ob seine Ertragsprognosen mit diesen Werten übereinstimmen.
Als Richtwert gilt für Deutschland ein jährlicher Ertrag von 900 bis 1.100 kWh pro installiertem kWp bei optimaler Südausrichtung. Vergleichen Sie zudem die Degradationsraten der angebotenen Module – qualitativ hochwertige Panels verlieren jährlich nur etwa 0,25-0,5 % ihrer Leistungsfähigkeit, während mindere Qualitäten deutlich schneller an Effizienz einbüßen können.
12. Gibt es Alternativen zu Standard-Montagematerialien?
Überlegen Sie, ob Sie zusätzliche Investitionen in hochwertige Materialien tätigen möchten, z. B. Metalldachziegel für eine stabilere Unterkonstruktion. Diese sind teurer, aber langlebiger. Besonders bei älteren Dächern kann die Verwendung von Indach-Systemen oder speziellen Eindeckrahmen sinnvoll sein, da diese die Dacheindeckung ersetzen und so eine doppelte Funktion übernehmen.
Auch bei der Wahl der Befestigungssysteme lohnt es sich, auf korrosionsbeständige Materialien wie Edelstahl V4A oder hochwertig eloxiertes Aluminium zu achten – gerade in küstennahen Gebieten oder bei erhöhter Umweltbelastung können minderwertige Befestigungen bereits nach wenigen Jahren Probleme verursachen.
13. Wie sind die Bewertungen und gibt es Referenzen?
Falls Sie unsicher sind, prüfen Sie die Bewertungen des Anbieters hier auf dezentralo und fragen Sie nach Referenzprojekten. Der PV-Markt ist stark überlaufen, und nicht alle Anbieter verfügen über fundierte Fachkenntnisse. Bitten Sie um Kontaktdaten zufriedener Kunden, die eine ähnliche Anlage bereits seit mindestens einem Jahr betreiben.
Vorsicht ist geboten bei Unternehmen, die ausschließlich positive Bewertungen ohne kritische Stimmen vorweisen können – dies deutet manchmal auf gefälschte oder gekaufte Bewertungen hin. Seriöse Anbieter sind typischerweise Mitglied in Branchenverbänden wie dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) oder dem BDSH.
14. Ist der Anbieter langfristig zuverlässig?
Billigangebote sind oft verlockend, aber bedenken Sie: Module, Wechselrichter und Speicher sind günstiger geworden – die Arbeitsleistung nicht. Viele Solarteure, die in den letzten Jahren neu auf den Markt gekommen sind, kalkulieren zu knapp und bieten keinen langfristigen Service. Achten Sie auf eine solide und nachhaltige Unternehmensstruktur.
Ein Blick ins Handelsregister kann Aufschluss über das Gründungsdatum und die Firmenhistorie geben. Etablierte Unternehmen mit mehrjähriger Erfahrung und eigenen Montageteams (statt Subunternehmern) bieten oft die bessere Betreuung über die gesamte Lebensdauer der Anlage. Prüfen Sie zudem, ob der Anbieter eine Insolvenzversicherung oder Fertigstellungsgarantie anbietet, die Ihre Investition auch bei Unternehmensausfall schützt.
15. Wie genau wird das Aufmaß durchgeführt?
Ein sorgfältiges Aufmaß ist entscheidend. Achtet der Anbieter auf alle relevanten Details wie Traufhöhe, Sparrenabstände, Ziegeldeckmaß, Kabelwege, Zählerschrank und Standort von Wechselrichter und Speicher? Ein Anbieter, der das Dach nur kurz betrachtet und dann sofort ein Angebot erstellt, plant möglicherweise nicht gründlich genug.
Professionelle Solarteure dokumentieren das Aufmaß mit detaillierten Fotos, Messungen und einer präzisen Dacheinmessung – idealerweise unter Verwendung digitaler Tools wie 3D-Laserscan oder Drohnenbefliegung bei komplexen Dachformen. Besonders wichtig ist auch die Berücksichtigung baulicher Besonderheiten wie Gauben, Dachfenster oder Schornsteine sowie die Prüfung der Statik, insbesondere bei älteren Gebäuden oder bei der Installation von Indach-Systemen.
Fazit: Vergleichen lohnt sich!
Der Kauf einer Photovoltaikanlage ist eine Entscheidung für Jahrzehnte – nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen.