Insolvenzen im Solar Bereich - das sind die Gründe:
Durch die große Nachfrage erlebte die Solarbranche in den Jahren 2022 und 2023 eine Goldgräberstimmung. Viele neue Firmen schossen wie Pilze aus dem Boden, um an der plötzlichen Nachfrage mitzuverdienen. Etablierte Anbieter stellten sich zum Teil auf eine gesteigerte Nachfrage ein.
Mit sinkenden Energiepreisen, steigender Konkurrenz und der Unsicherheit, die vonseiten der Politik in Energiefragen verbreitet wurde, fiel das Auftragsvolumen im Jahr 2024 stärker als erwartet. Für einige PV-Installateure kam dies unerwartet, und sie konnten nicht so schnell schrumpfen, wie sie gewachsen sind.
Sie mussten Insolvenz anmelden oder den Betrieb umstrukturieren, damit wenigstens ein paar Arbeitsplätze gesichert werden konnten.
Hinweise für eine drohende Insolvenz
1. Überhöhte Anzahlung
Der Anbieter verlangt eine Anzahlung, obwohl er die Anlage erst in 3 oder 4 Monaten einbauen kann, "weil so viel zu tun ist!"
2. Schleppende Kommunikation
Der Installateur ist nicht mehr erreichbar, er antwortet nicht auf E-Mails oder Anrufe, und die Webseite ist nicht mehr verfügbar.
3. Qualitätseinbußen
Die verwendeten Materialien werden plötzlich durch günstigere Alternativen ersetzt, ohne dass dies vorher besprochen wurde.
4. Gelieferte Ware wird wieder abgeholt
Spätestens wenn schon gelieferte Ware vom Lieferanten wieder abgeholt wird, sollten bei Ihnen die Alarmglocken läuten.
Liste der PV-Betriebe in Umstrukturierung oder Insolvenz
Hier ist eine Liste der Solarunternehmen im Privatsektor, die von Umstrukturierungen betroffen sind oder sich in einem Insolvenzverfahren befinden.
Name | Datum | Quelle | Art |
---|---|---|---|
nds solar concept GmbH | 03.04.2025 | nds solar concept GmbH | Insolvenz eröffnet am 03.04.2025 |
Solargold24 GmbH | 03.04.2025 | Solargold 24 GmbH | Insolvenz eröffnet am 03.04.2025 |
meinsolardach.de | 24.03.2025 | meinsolardach.de | Insolvenz eröffnet am 24.03.2025 |
4panels GmbH Co. KG | 03.03.2025 | 4panels.de | Insolvenz eröffnet am 03.03.2025 |
Cleenenergy AG, Österreich | 26.02.2024 | industriemagazin.at | Insolvent ab 01.03.2025 |
energiehaus Blechinger GmbH | 22.02.2024 | merkur.de/wirtschaft | Insolvenz ab 01.03.2025 |
Solarzentrum Berlin Brandenburg 360 Grad | 21.02.2024 | Email durch Insolvenzverwalter bzw. Geschäftsführer | Insolvenz angemeldet 29.01.2025 |
Jes.group | 01.02.2025 | Quelle | Umstrukturierung |
Enerix Westerwald | 03.01.2025 | Quelle | Insolvenz angemeldet |
Wegatech Greenergy GmbH | 20.12.2024 | Quelle | Insolvenz gescheitert |
Amia Energy GmbH | 16.12.2024 | Quelle | Insolvenz gescheitert |
Eigensonne | 20.04.2024 | Quelle | Insolvenz |
Otovo | 09.2024 | Quelle | Entlässt Hälfte der Mitarbeiter |
Dileo Solar | https://www.dileo-solar.de/ | Vermutlich Tätigkeitsbereich eingestellt | |
Envoltec | 17.11.2023 | Quelle |
Reagieren Sie schnell. Informieren Sie sich über den Status Ihres Auftrags. Handeln Sie umgehend, um Ihre Interessen zu schützen. Kontaktieren Sie den bestellten Insolvenzverwalter, um Klarheit über Ihre Photovoltaikanlage zu erhalten. Sichern Sie alle Vertragsdokumente, Zahlungsbelege und technischen Unterlagen als Nachweis Ihrer Ansprüche. Erstellen Sie eine detaillierte Dokumentation des aktuellen Projektstandes mit Fotos und Zeugenaussagen, falls juristische Schritte notwendig werden. Erwägen Sie die Konsultation eines Fachanwalts für Insolvenzrecht, der Ihre individuellen Handlungsoptionen bewerten kann.
Die Rückforderung von Vorauszahlungen ist komplex. Melden Sie Ihre finanzielle Forderung unverzüglich beim Insolvenzverwalter an. Beachten Sie dabei die vorgegebenen Fristen im Insolvenzverfahren. Leider werden Kundenansprüche oft nur anteilig befriedigt, da sie in der Rangfolge der Gläubiger nicht bevorzugt behandelt werden. Prüfen Sie, ob Ihre Zahlung über ein Treuhandkonto oder mit besonderen Sicherungsvereinbarungen erfolgte, die einen Eigentumsübergang erst nach vollständiger Leistungserbringung vorsehen. Ermitteln Sie, ob Ihre Hausratversicherung eine Klausel für Anzahlungsverluste enthält, da einige Premium-Policen solche Schäden abdecken. Bei Zahlungen per Kreditkarte können Sie unter bestimmten Umständen ein Chargeback-Verfahren einleiten, wenn die bezahlte Leistung nicht erbracht wurde.
Suchen Sie nach Ersatzlösungen. Kontaktieren Sie andere PV-Fachbetriebe in Ihrer Region, die das begonnene Projekt übernehmen könnten. Erkundigen Sie sich bei Branchenverbänden nach zertifizierten Installateuren. Eventuell finden sich auch Kooperationspartner des insolventen Unternehmens, die mit der Anlagentechnik bereits vertraut sind. Bereiten Sie eine detaillierte technische Dokumentation vor, inklusive Anlagenplanung, Netzanschlusskonzept und Komponentenliste, um den Übernahmeprozess zu erleichtern. Holen Sie Kostenvoranschläge von mindestens drei Fachbetrieben ein, um Preissteigerungen zu vermeiden, die bei Übernahmeprojekten häufig auftreten. Verhandeln Sie mit dem neuen Installateur über die Möglichkeit, bereits gelieferte Komponenten weiterzuverwenden, um Kosten zu sparen und Lieferzeiten zu verkürzen.
Die Betreuung Ihrer Photovoltaikanlage muss neu organisiert werden. Schließen Sie zeitnah einen neuen Servicevertrag mit einem alternativen Fachunternehmen ab. Dokumentieren Sie den aktuellen Zustand Ihrer Anlage und lassen Sie eine Funktionsprüfung durchführen, um spätere Diskussionen über vorbestehende Mängel zu vermeiden. Nutzen Sie den Wechsel als Gelegenheit, Ihre Anlage technisch zu optimieren und moderne Überwachungssysteme zu integrieren, die Fehler frühzeitig erkennen. Vergleichen Sie verschiedene Servicekonzepte, von der Basis-Fernüberwachung bis zum Vollwartungsvertrag mit Ertragsgarantie. Prüfen Sie die Möglichkeit eines Anschlussvertrags mit verlängerter Laufzeit, da dies oft günstigere Konditionen und priorisierte Entstörungseinsätze bietet.
Sie haben das Recht auf Information. Der Insolvenzverwalter muss Sie über den Stand des Verfahrens aufklären. Als Gläubiger können Sie Ihre Forderungen anmelden und an der Gläubigerversammlung teilnehmen. Bei nicht gelieferter oder unvollständiger Solaranlage besteht die Möglichkeit, vom Kaufvertrag zurückzutreten. Beachten Sie die gesetzliche Frist zur Forderungsanmeldung, die in der Regel zwischen zwei und sechs Wochen nach Bekanntmachung des Insolvenzverfahrens liegt. Nutzen Sie bei Bedarf die Unterstützung von Verbraucherzentralen, die spezielle Beratungsangebote zur Insolvenz von Energiedienstleistern anbieten. Als geschädigter Kunde können Sie sich mit anderen Betroffenen zusammenschließen, um gemeinsam Ihre Interessen zu vertreten.
Garantien können erlöschen. Oft verfallen Garantieansprüche bei einer Insolvenz. Gewährleistungszusagen der zahlungsunfähigen Firma sind meist nicht mehr durchsetzbar. Prüfen Sie jedoch Herstellergarantien der verbauten Module und Wechselrichter, die unabhängig vom Installationsbetrieb bestehen könnten. Unterscheiden Sie sorgfältig zwischen Herstellergarantien und Installateur-Gewährleistungen, da erstere oft weiterhin gültig bleiben. Kontaktieren Sie direkt die Komponentenhersteller und registrieren Sie Ihre Produkte auf deren Serviceportalen, um Garantieansprüche zu sichern. Viele führende Hersteller bieten erweiterte Garantiepakete an, die gegen Aufpreis nachträglich erworben werden können.
Die Verbraucherzentralen stellen wertvolle Unterstützung bereit. Sie bieten individuelle Rechtsberatung zu Ihren Ansprüchen im Insolvenzverfahren und informieren über die korrekte Forderungsanmeldung. Oft organisieren sie Gruppenberatungen für Betroffene einer Firmeninsolvenz, was Kosten spart und den Erfahrungsaustausch fördert. Die Energierechtsexperten prüfen Ihre Vertragsdokumente auf Besonderheiten, die im Insolvenzfall vorteilhaft sein könnten. In manchen Bundesländern unterstützen spezialisierte Schlichtungsstellen bei der außergerichtlichen Einigung mit Insolvenzverwaltern oder Übernahmefirmen. Bei systematischen Rechtsverstößen können Verbraucherzentralen Abmahnungen aussprechen oder Musterfeststellungsklagen einreichen, von denen Sie als Betroffener profitieren können.