Ihre Stromrechnung steigt, während Ihre Photovoltaikanlage zu wenig Energie für den wachsenden Bedarf liefert? Diese Situation kennen viele Hausbesitzer. Eine Wärmepumpe, ein Elektroauto oder einfach mehr elektrische Geräte im Haushalt erhöhen den Strombedarf erheblich.
Bestehende Photovoltaikanlagen lassen sich glücklicherweise recht problemlos erweitern und an den neuen Energiebedarf anpassen. Hausbesitzer können zusätzliche Module auf dem Dach installieren, die Fassade nutzen oder sogar Garagen und Carports mit Solarmodulen ausstatten. Die Erweiterung einer PV-Anlage maximiert die eigene Stromerzeugung und trägt zur nachhaltigen Energieversorgung bei.
Allerdings müssen Anlagenbesitzer verschiedene technische und rechtliche Aspekte beachten. Die Dachstatik muss stimmen, der Wechselrichter braucht eventuell ein Upgrade und die EEG-Vergütung funktioniert bei Erweiterungen anders als bei der ursprünglichen Anlage. Mit der richtigen Planung wird die erweiterte Anlage jedoch zu einer lohnenden Investition.
Wichtigste Erkenntnisse
- Photovoltaikanlagen können durch zusätzliche Module auf Dächern, Fassaden oder Nebengebäuden erweitert werden
- Die Dachstatik muss mindestens 30 Kilogramm pro Quadratmeter tragen können und der Wechselrichter benötigt eventuell eine Anpassung
- Erweiterte Anlagenteile erhalten die zum Zeitpunkt der Erweiterung gültigen EEG-Vergütungssätze
Grundlagen und Voraussetzungen für die Photovoltaik Erweiterung
Eine bestehende Solaranlage lässt sich meist problemlos ausbauen, wenn der Strombedarf steigt oder freie Dachflächen genutzt werden sollen. Die wichtigsten Faktoren sind eine stabile Dachkonstruktion, ausreichend Platz und die richtige technische Ausstattung.
Wann lohnt sich eine Erweiterung?
Der Stromverbrauch steigt oft durch neue Geräte wie Elektroautos oder Wärmepumpen. Eine Erweiterung der PV-Anlage macht dann besonders viel Sinn.
Typische Gründe für mehr Solarpanels:
- Elektroauto benötigt 2.000-4.000 Kilowattstunden pro Jahr
- Wärmepumpe verbraucht zusätzlich 3.000-5.000 Kilowattstunden
- Neue Dachflächen wie Garage oder Carport stehen zur Verfügung
Die Wirtschaftlichkeit hängt vom Eigenverbrauch ab. Selbst erzeugter Strom kostet etwa 10-12 Cent pro Kilowattstunde. Netzstrom kostet dagegen 40-45 Cent. Jede selbst verbrauchte Kilowattstunde spart daher 30-35 Cent. Die Einspeisevergütung liegt nur bei 8 Cent pro Kilowattstunde für neue Anlagenteile.
Eine Familie mit 4.000 Kilowattstunden Mehrverbrauch kann jährlich 1.200-1.400 Euro sparen.
Prüfung der Dachstatik und Tragfähigkeit
Die Dachstatik muss das zusätzliche Gewicht der neuen Solarmodule tragen können. Moderne Solarpanels wiegen etwa 20-22 Kilogramm pro Quadratmeter inklusive Unterkonstruktion.
Wichtige Prüfpunkte für die Tragfähigkeit:
- Alter des Gebäudes (besonders bei Bauten vor 1980)
- Dachneigung und Konstruktionsart
- Bestehende Lasten wie Schneefang oder Dachfenster
- Zustand der Dachbalken oder Betonstruktur
Ein Statiker sollte die Tragfähigkeit des Dachs vor der Installation zusätzlicher Solarpanels überprüfen. Diese Prüfung kostet meist 300-500 Euro. Bei Flachdächern ist besondere Vorsicht geboten. Hier kommen oft Aufständerungen zum Einsatz, die mehr Gewicht bedeuten. Ältere Dächer benötigen manchmal eine Verstärkung der Konstruktion. Diese Maßnahme kann 2.000-5.000 Euro kosten.
Platzbedarf und Standortwahl
Zusätzliche Solarpanels brauchen ausreichend Platz ohne Verschattung. Ein Kilowattpeak benötigt etwa 5-7 Quadratmeter Dachfläche.
Optimale Standorte für die Solaranlage erweitern:
- Süddächer mit 30-45 Grad Neigung
- Ost- und Westdächer mit guter Morgensonne oder Abendsonne
- Flachdächer mit aufgeständerten Solarmodulen
- Garagen, Carports oder Nebengebäude
Verschattung durch Bäume, Nachbargebäude oder Schornsteine reduziert den Ertrag erheblich. Bereits 10 Prozent Verschattung können 30-50 Prozent Verlust bedeuten. Der Abstand zwischen den Modulreihen muss groß genug sein. Bei Flachdächern sind mindestens 3-4 Meter Abstand nötig.
Neue Solarmodule sollten getrennt von alten Modulen installiert werden. Unterschiedliche Technologien in einem Stromkreis reduzieren die Gesamtleistung.
Wichtige technische Komponenten
Der bestehende Wechselrichter muss die zusätzliche Leistung verarbeiten können. Viele Geräte haben eine Leistungsreserve von 10-20 Prozent für Überbelegung.
Technische Lösungen für mehr Solarmodule:
- Zweiter Wechselrichter für die neuen Module
- Austausch gegen leistungsstärkeres Gerät
- Modulwechselrichter für kleinere Erweiterungen
| Lösung | Vorteile | Nachteile |
|---|---|---|
| Zweiter Wechselrichter | Einfache Installation, getrennte Systeme | Höhere Kosten |
| Wechselrichter-Austausch | Einheitliches System | Komplexere Installation |
| Modulwechselrichter | Flexibel bei Verschattung | Höhere Kosten pro Watt |
Die Verkabelung muss für die höhere Leistung ausgelegt sein. Der Netzbetreiber muss die Erweiterung genehmigen und prüfen, ob der Hausanschluss ausreicht. Ein Elektriker muss den Anschluss der neuen Solarmodule fachgerecht durchführen.
Rechtliche und wirtschaftliche Aspekte der PV-Anlagen Erweiterung
Wer seine Photovoltaikanlage erweitert, muss bestimmte Behörden informieren und kann dabei von verschiedenen Förderprogrammen profitieren. Die Kosten pro Kilowattstunde Peak liegen zwischen 1.400 und 1.600 Euro.
Anmeldung bei Behörden und im Marktstammdatenregister
Jede Erweiterung muss bei der Bundesnetzagentur gemeldet werden. Diese Meldung ist gesetzlich vorgeschrieben. Ohne Anmeldung drohen empfindliche Strafen. Der Netzbetreiber benötigt ebenfalls eine Information über die Erweiterung. Er prüft, ob das Stromnetz die zusätzliche Einspeisung verkraftet.
Das Marktstammdatenregister muss aktualisiert werden. Dort stehen alle wichtigen Daten der Anlage. Die Eintragung erfolgt online über die Webseite der Bundesnetzagentur.
Wichtige Fristen beachten:
- Meldung an Bundesnetzagentur: unverzüglich nach Erweiterung
- Netzbetreiber informieren: vor Inbetriebnahme
- Marktstammdatenregister: innerhalb eines Monats
Eine nicht gemeldete Erweiterung kann zur Rückforderung der Einspeisevergütung führen. Im schlimmsten Fall entzieht die Behörde die Betriebserlaubnis.
Einspeisevergütung und Vergütungssatz
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz regelt die Einspeisevergütung für Solarstrom. Der Vergütungssatz für neue Anlagenteile liegt derzeit bei 8,11 Euro pro Kilowattstunde. Die Originalanlage behält ihren alten Vergütungssatz. Nur für die Erweiterung gilt der neue, meist niedrigere Satz.
| Anlagenteil | Vergütungssatz | Gültigkeitsdauer |
|---|---|---|
| Ursprungsanlage 2020 | 8,90 €/kWh | 20 Jahre |
| Erweiterung 2025 | 8,11 €/kWh | 20 Jahre |
Der Vergütungssatz sinkt monatlich leicht. Wer früher erweitert, erhält einen besseren Satz. Die Vergütung wird für 20 Jahre gezahlt.
Fördermöglichkeiten und Finanzierung
Die KfW-Bank bietet günstige Kredite für Photovoltaikanlagen. Das Programm 270 "Erneuerbare Energien - Standard" finanziert auch Erweiterungen. Der Zinssatz liegt deutlich unter marktüblichen Konditionen. Viele Bundesländer haben eigene Förderprogramme. Bayern zahlt beispielsweise Zuschüsse für Batteriespeicher. Nordrhein-Westfalen unterstützt kombinierte Anlagen mit Speichern.
Typische Förderarten:
- Zinsgünstige Kredite
- Direkte Zuschüsse
- Steuerliche Abschreibungen
- Regionale Bonusprogramme
Kommunen bieten oft zusätzliche Förderungen. Ein Anruf bei der Gemeinde lohnt sich. Die Antragstellung sollte vor Baubeginn erfolgen.
Kosten und Wirtschaftlichkeitsfaktoren
Die Kosten für eine Erweiterung liegen zwischen 1.400 und 1.600 Euro pro Kilowatt Peak. Eine 3 Kilowatt Peak Erweiterung kostet etwa 4.800 Euro. Bei 6 Kilowatt Peak sind es rund 8.400 Euro.
Die Wirtschaftlichkeit hängt vom Eigenverbrauch ab. Je mehr Strom selbst genutzt wird, desto schneller amortisiert sich die Investition. Strompreise von über 30 Cent pro Kilowattstunde machen Eigenverbrauch attraktiv.
Kostenfaktoren der Erweiterung:
- Solarmodule (60% der Kosten)
- Wechselrichter-Anpassung (20%)
- Installation und Verkabelung (15%)
- Anmeldung und Planung (5%)
Elektroautos und Wärmepumpen erhöhen den Strombedarf erheblich. Eine Wärmepumpe verbraucht 3.000 bis 5.000 Kilowattstunden pro Jahr. Ein Elektroauto benötigt weitere 2.000 bis 4.000 Kilowattstunden. Die Amortisationszeit beträgt meist 8 bis 12 Jahre. Nach dieser Zeit produziert die Erweiterung kostenlosen Strom für weitere 15 bis 20 Jahre.
Häufig gestellte Fragen
Die Tragfähigkeit des Daches ist der erste Prüfpunkt. Das Dach muss 30 Kilogramm pro Quadratmeter zusätzliches Gewicht tragen können. Die verfügbare Dachfläche bestimmt die maximale Anzahl neuer Module. Verschattungen durch Bäume oder Nachbargebäude reduzieren den Ertrag erheblich. Der vorhandene Wechselrichter muss die zusätzliche Leistung verkraften. Bei Überschreitung der maximalen Eingangsspannung wird ein zweiter Wechselrichter nötig. Baugleiche Module sind besser als nur kompatible, da sie gleiche elektrische Eigenschaften haben. Unterschiedliche Module können die Gesamtleistung der Anlage mindern.
Der Gesetzgeber macht keinen Unterschied zwischen Anlagenerweiterung und Neuanlage bei der Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz. Die neuen Module erhalten die zum Zeitpunkt ihrer Inbetriebnahme gültigen Vergütungssätze. Die ursprüngliche Anlage behält ihre alten Vergütungssätze. Dadurch entstehen zwei verschiedene Vergütungen für eine Photovoltaikanlage. Anders verhält es sich beim Austausch alter Module - dieses sogenannte Repowering erhält die ursprünglichen Vergütungssätze der ersetzten Module.
Die Spannung der neuen Module muss zum Eingangsspannungsbereich des Wechselrichters passen. Zehn Module mit 35,2 Volt Nennspannung ergeben 352 Volt maximale Eingangsspannung. Drei zusätzliche baugleiche Module erhöhen die Spannung auf 458 Volt. Das übersteigt oft den zulässigen Bereich des vorhandenen Wechselrichters von 380 bis 400 Volt. Die Verkabelung muss die höhere Stromstärke verkraften. Neue Solarkabel haben überschaubare Kosten im Vergleich zu einem zusätzlichen Wechselrichter. Fachleute prüfen, ob ein zweiter Einspeisezähler nötig wird. Das hängt vom Standort der Erweiterung und den örtlichen Netzbetreiber-Vorgaben ab.
Der Hausanschluss hat eine begrenzte maximale Einspeiseleistung. Diese liegt meist bei 70 Prozent der Wechselrichterleistung oder wird durch eine Einspeisemanagement-Anlage geregelt. Bei größeren Erweiterungen kann der Netzbetreiber eine Verstärkung des Hausanschlusses verlangen. Das verursacht zusätzliche Kosten für neue Kabel und Zählerschränke. Manche Netzbetreiber fordern bei Anlagenerweiterungen moderne Mess- und Steuerungstechnik. Smart Meter und fernsteuerbare Wechselrichter werden dann Pflicht.
Module verschiedener Hersteller lassen sich grundsätzlich kombinieren. Die elektrischen Parameter müssen aber zueinander passen. Garantie- und Gewährleistungsansprüche können sich bei Herstellermischung verkomplizieren. Jeder Hersteller ist nur für seine eigenen Komponenten verantwortlich. Der Fachbetrieb für die Erweiterung muss nicht derselbe sein wie bei der ursprünglichen Installation. Qualifizierte Solarteure können jede Marke erweitern. Die Dokumentation der bestehenden Anlage erleichtert die Planung erheblich. Datenblätter der vorhandenen Module und des Wechselrichters sind unverzichtbar.
Jede Anlagenerweiterung muss bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Das geschieht über das Marktstammdatenregister innerhalb eines Monats nach Inbetriebnahme. Der Netzbetreiber muss vor der Installation informiert werden, damit er die Netzkapazität prüfen kann. Eine Baugenehmigung ist für Photovoltaik-Erweiterungen auf bestehenden Gebäuden in den meisten Bundesländern nicht erforderlich. Ausnahmen gelten für denkmalgeschützte Gebäude oder in speziellen Bebauungsplangebieten. Bei größeren Erweiterungen über 30 Kilowatt Peak können zusätzliche technische Auflagen des Netzbetreibers hinzukommen. Die Nichtanmeldung kann zum Verlust der Einspeisevergütung führen.